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UH Bienenhaus

Nachdem die hohen Winterverluste den Bestand im Bienenhaus am Uetlihof auf 2 Völker reduziert haben, ist wieder viel Betrieb dort eingekehrt. Mit 2 Schwärmen und 5 Jungvölker ist der Bestand wieder bei 9 Völker angelangt.
In Zürich erledigt die Feuerwehr respektive "Schutz und Rettung" das einfangen von Bienenschwärmen. Ist man als Imker dort gemeldet, erhält man einen Anruf das ein Schwarm zu Abholung bereit steht. Das Prozedere, wie ein solcher Schwarm dann in die Bienenbeute kommt habe ich mit den obigen Bildern dokumentiert.

Am Sonntag 09. Mai 2021 hat Giovanni Annoscia von der Trattoria Dal-Buongustaio bei "Schutz und Rettung" in Zürich einen Bienenschwarm an einem seiner Gartentische gemeldet. Da ich als Imker dort gemeldet bin, wurde ich gebeten, diesen Schwarm abzuholen, da er leicht zugänglich war und keine Gefahr darstellte. Wie oben zu sehen, hat sich der Schwarm dann doch nicht so leicht einfangen lassen, da er meine Schwarmkiste erst mal wieder verlassen hat, um sich auf einem nahegelegenen Baum wieder nieder zu lassen. Dank nachbarschaftlicher Hilfe konnte ich ihn dort mit einer geliehenen Leiter ein zweites Mal einfangen und mitnehmen. Mittlerweile entwickelt er sich prächtig, so dass ich erwäge eine Ableger davon zu erstellen, um die guten Eigenschaften an meinen Bienenständen zu erhalten.

Diesen Winter hatte ich ungewöhnlich hohe Winterverluste. Am Uetlihof hat nur eines von 8 überlebt, in Adliswil sind von 9 noch 3 übrig und von 8 Jungvölker haben nur 2 überlebt. Hier ein Erklärungsversuch

Erfrorenes Bienenvolk mit grün

gekennzeichneter Königin (geb. 2019)

Mögliche Ursache
2020 war ein ungewöhnlich warmes Jahr, der (Voll-)Frühling begann fast 4 Wochen früher als im Durchschnitt und es blieb warm bis in den Herbst hinein. Eigentlich beste Voraussetzungen für die Bienen, da sie es gerne warm haben und sie reagierten auch mit riesigen Brutnester und dementsprechend gossen Völker. Aber auch der Varroamilbe hat das gefallen. Sie konnte sich exponentiell in der Brut vermehren, da sie Platz und Zeit hatte. Es gab auffällig wenig Milbentotenfall, so dass die hohe Belastung gar nicht auffiel. Erst nach der 1. Ameisensäurebehandlung wurde das Ausmass sichtbar. Es gab einen massiven Totenfall, aber die Schadensgrenze war bereits überschritten. Bis zum Herbst war der Varroabefall nicht mehr unter Kontrolle zu bekommen und die Völker sind stark geschädigt in Winter gegangen oder haben diesen erst gar nicht mehr erlebt.

Massnahmen 2021

  1. Erste Massnahme bereits im Frühjahr z.B. durch den Einsatz von Hyperthermie. Hierbei wird in einem speziellen Gerät, einem sog. Varroacontroller, die Bienenbrut auf über 41° C erhitzt. Dies überlebt die Varroamilbe nicht, die Bienenbrut jedoch schon, da sie bis zu 45° C aushält.
  2. Bei einer Entwicklungszeit von 28 Tagen für Drohnen, kann sich die Varroamilbe in der Drohnenbrut besonders gut vermehren. Daher befindet sich der Grossteil der Milben in der Drohnenbrut. Diese zu vernichten, ermöglicht die Reduktion bereits im Frühjar.
  3. Im Sommer nach der 2. Honigernte die Königin in eine Bannwabe zuhalten (s.u.), ermöglicht die Milben auf eine Brutwabe zu beschränken.
    Die Brutwabe wird entnommen und das brutfreie Volk mit Oxalsäure behandelt. Siehe auch: Bannwabenverfahren
  4. Frühere 2. Honigernte, noch vor Ende Juli.

3 Ernten - Dreierlei Honig

Da der Varroadruck gering war und die eingetragene Menge an Sommerhonig spärlich, haben wir uns und den Bienen bis Anfang August mit der Ernte Zeit gelassen. Die Farbe und der Geschmack des Honigs (rechts) hat uns verblüfft. Dies dürfte sich durch den hohen Anteil an Waldhonig erklären. Ich habe vor dies prüfen zu lassen und werde an dieser Stelle berichten, wenn die Ergebnisse vorliegen. Siehe auch Sommerhonig 2020 am Uetlihof geerntet .

Gleicher Standort, gleiches Jahr, zwei Ernten

Der Unterschied ist nicht nur offensichtlich, man kann ihn auch schmecken und selbst die Konsistenz ist unterschiedlich. Der Frühlingshonig ist etwas flüssiger, schmeckt blumiger, während der Sommerhonig etwas zäher und würziger ist. Dies liegt natürlich daran, dass zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedlicher Nektar zur Verfügung steht. Im Frühjahr sind es die Blüten, während im Sommer der Wald hinzu kommt. Diese Vielfalt hat die Natur innerhalb eines Jahres am gleichen Standort zustande gebracht.
Als Konsument erwarten wir, vielleicht zu Recht, eine gleichbleibende Qualität eines Produktes. Schliesslich soll ja das drin sein, was drauf steht und wir wollen nicht die sprichwörtliche "Katze im Sack" kaufen. Im Falle eines Naturproduktes kann es jedoch sehr spannend und lohnend sein, sich durch Unterschiede überraschen zu lassen und gar ein Risiko einzugehen, dass ein Obst, Gemüse oder eben Honig anders ausfällt, als erwartet.

Ab sofort ist unser Adliswiler Bienenhonig auch bei
La Cucina Tee & Gewürze in der Europaallee in Zürich erhältlich.

La Cucina an der Europaallee/Lagerstr. 18a in Zürich

Ausser unserem Honig hat Lukas und sein Team eine grosse Auswahl fantastischer Gewürze und Tees zu bieten. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall.

Honigwabe UH01
Perfekt ausgebaute Honigwaben im Stock UH01

Ganz im Gegensatz zu 2019 haben die Bienen dieses Jahr am Uetlihof sehr früh schon viel Nektar gesammelt. Die Honigräume waren gut gefüllt als wir gestern (Sa. 16.Mai) schon den 1. Honig ernten konnten. 2020 werden wir wie üblich mit 2 Ernten rechnen können, da die Bienen nun noch Zeit bis Juli haben, die Honigräume noch einmal zu füllen. 2019 war mit mit dem verregneten Mai eine Ausnahme, da die Bienen den im April gesammelten Honig im Mai selbst verbraucht haben.


Das "Türmchen" das der Honig im Sieb bildet deutet schon auf seine Reife hin.

Der Honig hat mit 16% einen geringen Wassergehalt. Damit übertrifft er zum einen die Qualitätsvorgaben für einen Siegelhonig (18%) und verspricht zum anderen eine lange Haltbarkeit. Der Nektar wie er von den Bienen gesammelt wird, hat einen weit höher Wassergehalt und würde sehr schnell gären und damit ungenießbar werden. Die Bienen trocknen den Nektar im Stock bevor er mit einem Wachsdeckel verschlossen wird und als Honig geerntet werden kann. Er ist für einen Frühlingshonig typisch hell und schmeckt herrlich blumig, da er mit Sicherheit keinen Waldhonig enthält. Dieser wird eher bei der 2. Ernte im Juli enthalten sein.

Diese Grafik zeigt den durchschnittlichen Milbentotenfall pro Volk (1 - 10)

Je roter desto höher ist die Belastung (rote Zahl bedeuted, dass diese Völker behandelt wurde

Die zu hohe Varroabelastung Anfang Oktober habe ich durch Verdampfen von Oxalsäure am 17.10. bekämpft. Obwohl die Völker nicht brutfrei waren ging der Milbentotenfall zurück. Am 08.12. wurden die immer noch hoch belasteten Völker nochmals mit Oxalsäure bedampft.

Was heisst das und warum ist es wichtig? Es bedeutet, dass alles Wachs, das in der Imkerei durch Einschmelzen alter Waben, Drohnenwaben- und Wildbau oder Abdeckelung anfällt, den Bienen wieder als Mittelwände zurückgegeben wird. Das Ziel dieser Übung ist es den Bienen möglichst unbelastetes Wachs zur Verfügung zu stellen. Schliesslich sitzen die Bienen tagein tagaus auf diesen Wachswaben und sollten nicht durch Varroazide, Pestizide, Wachmottenbekämpfungsmittel oder was auch immer im Wachs enthalten sein kann, zusätzlich belastet werden.  Auch die Verwendung von mit Paraffin verfälschtem Wachs kann ausgeschlossen werden.

In einer Imkerei mit durchschnittlich 20 Völker, fallen gut 10kg Wachs pro Jahr an. Dies ist für einen herkömmlichen Wachverarbeiter zu wenig, da meist mehrere Kilo als unverarbeitbarer Rest übrigbleibt. Dies liegt daran, dass das Wachs in 2 Schritten zu Mittelwänden verarbeiten. I.d.R. wird erst das gereinigte Wachs zu einem Wachsband umgearbeitet und im 2. Schritt mit dem 6-eckigen Wabenmuster geprägt und auf das entsprechende Format zugeschnitten. Richliwachs z.B. verarbeitet ab 20kg eigenes Wachs zu Mittelwänden.

Wachsverarbeitung bei Ronny

Mit der Maschine oben wird das flüssige Bienenwachs aus einem elektrisch beheizten und wärmeisolierten 3-wandigen Kessel über einen ebenfalls elektrisch beheizten Einlaufkessel mit Niveauregulierung zugeführt. 
Zwischen den mit Wasser gekühlten Walzen erstarrt das Wachs zu einer breiten Wachsbahn, welche auf der integrierten Schneidemaschine in der Breite und Länge zugeschnitten wird. Die anfallenden Abschnitte können während der Verarbeitung wieder eingeschmolzen und verarbeitet werden. In meinem Fall habe ich 12,2 kg Wachs an geliefert und es sind gerade mal 184 g nicht verarbeitbarer Rest übrig geblieben.

https://imkerei-ochsenbein.ch/wachsverarbeitung-mittelwaende/
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